Tolino Shine 3: ADB-Root und eigene Apps installieren, Firmware 12.1.0 [+Video]

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Die nachfolgende Anleitung wurde für Firmware-Version 12.1.0 verfasst. Verwende sie nur, wenn du noch diese Version benutzt.
Für aktuellere Firmwares folge dem Link zu dieser Anleitung.

Die nachfolgende Anleitung erklärt, wie man Root-Zugriff via ADB auf dem Tolino Shine 3 erhält und eigene Android-Apps via Sideloading installieren kann. Der eReader muss dafür nicht geöffnet werden.

Damit reiht sich der jüngste Shine in die Reihe des restlichen Tolino-Sortiments ein, das bereits seit Jahren nicht nur für Otto-Normal-Verbraucher einen Kauftipp wert ist, sondern auch für Bastler und Individualisten.

Der Tolino Shine 3 nutzt, mit der zum Launch erschienenen Firmware 12.1.0, eine neuere Android-Version (4.4.2) als die übrigen Tolino eBook Reader zu deren Marktstarts (4.0.4). Damit gehen nicht nur kleinere Änderungen und Funktionserweiterungen in der Tolino-Benutzeroberfläche einher, sondern auch ein paar grundlegende Änderungen im Android-Unterbau.

Videodemonstration

Die nachfolgende Videodemonstration zeigt in aller Kürze, was man sich von Android am Tolino Shine 3 (mit Firmware 12.1.0) erwarten darf. Zu sehen ist ein kurzer Durchgang durch die Android-Bedienoberfläche, die mit dem ALLESebook Root-Paket zugänglich gemacht wird.


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ADB-Root und App-Sideloading

Die wichtigste Erkenntnis die es zu beachten gilt: Direkt am Gerät ist bisher kein Root-Zugriff möglich. Falls erforderlich, kann man Systemänderungen aber mit ADB-Root-Zugriff über den PC durchführen.

Eigene Android-Apps können weiterhin in wenigen Schritten installiert werden. Ohne den lokal verfügbaren „Superuser“ sind jedoch nur Programme lauffähig, die keinen Root-Zugriff zur Funktion benötigen. Das dürfte für die allermeisten Nutzer keine nennenswerte Einschränkung darstellen, da man für alternative Leseapps u.ä. keine besonderen Berechtigungen braucht.

Einen größeren Einschnitt hätte beinahe eine andere Neuerung gebracht (für die es bereits eine Lösung gibt, siehe unten): Mit der aktuellen Android-Version ist die vollständige Seitenaktualisierung des E-Ink Bildschirms in die Tolino-App gewandert und wird nicht mehr außerhalb der Tolino-Bedienoberfläche ausgeführt. Das bedeutet, dass Dritt-Apps zunächst mit einem Ghosting-Problem zu kämpfen haben.

Glücklicherweise kann ich an dieser Stelle aber Entwarnung geben. Mit einem kleinen Trick lässt sich dieser Mangel nicht nur beheben, sondern sogar zu unserem Vorteil ausnutzen. Der Tolino Shine 3 hat sich im Verlauf meiner Root- und Sideloading-Tests zu einem genialen Android-eReader entwickelt, der z.B. auch Skoobe mit vollständiger Seitenaktualisierung bei jedem Umblättern nahezu perfekt nutzbar macht.

Wissenswertes, bevor man loslegt

Sideloading und ADB-Root lassen sich am Tolino Shine 3 mit Hilfe von Fastboot erlangen. Dabei handelt es sich um eine Entwicklerschnittstelle um verschiedene Funktionen auszuführen, inklusive dem Starten und Flashen eigener Images.

Obwohl Fastboot weiterhin relativ einfach erreichbar ist, funktioniert der Prozess anders als bei den restlichen Tolino-Modellen, da der Shine 3 nur noch eine einzige Taste besitzt.

Indem wir ein eigenes Boot-Image starten (und falls gewünscht flashen), erlangen wir Root-Zugriff über ADB und können beliebige Applikationen installieren. Wie bereits erwähnt, muss der eReader dafür nicht geöffnet werden. Es werden auch keine Sicherheitsvorkehrungen ausgehebelt oder Bugs ausgenutzt.

An dieser Stelle folgt wieder der bekannte Hinweis:

Von unserer Seite wird keine Verantwortung für etwaige Probleme übernommen. Die nachfolgenden Schritte können einen Garantieverlust zur Folge haben. Daher: Alles auf eigene Gefahr!

Die Schritt-für-Schritt-Anleitung soll sicherstellen, dass mögliche Fehlerquellen frühzeitig erkannt und beseitigt werden können. Die Befolgung der Anleitung ist sehr einfach und dauert unterm Strich nur wenige Minuten.

Auch wenn keine Zugriffe auf die eBooks vorgesehen sind, empfiehlt es sich sicherheitshalber trotzdem alle eBooks und sonstigen Dateien am Gerät zu sichern.

ALLESebook Root-Paket für den Tolino Shine 3

Das hier zur Verfügung gestellte Root-Paket wurde auf Basis der offiziellen Firmware 12.1.0 erstellt. Es wurde erfolgreich mit dem Tolino Shine 3 mit Version 12.1.0 getestet.

ACHTUNG: Vor dem Start der Anleitung muss man kontrollieren, ob der Tolino Shine 3 mit Version 12.1.0 läuft.

Das Paket enthält folgende Dateien und Ordner:

  • 1_images
    • custom_boot.img
  • 2_usb_driver
    • DPInst_x64.exe
    • DPInst_x86.exe
  • 3_adb
    • z_nook_clear.apk (Clear Screen zum manuellen Seitenrefresh)
    • z_quick.apk (Quick Launcher – virtuelle Knöpfe)
    • z_smartlauncher.apk (Smart Launcher – Homescreen)
    • z_tcandroid202.apk (Total Commander – Dateiexplorer)
    • z_TestEink.apk
  • 1_ANLEITUNG
  • 2_INSTALL_usb_drivers.bat
  • 3_INSTALL_vendor_id.bat
  • 4a_BOOT_bootimg.bat
  • 4b_FLASH_bootimg.bat
  • 5_TEST_adb.bat
  • 6_INSTALL_apps.bat

Schritt für Schritt Anleitung

Bevor die eigentlichen Änderungen am Gerät vorgenommen werden, muss man die passenden USB-Treiber für den ADB-Zugriff installieren. Hierfür startet man die Datei „2_INSTALL_usb_drivers.bat„. Damit werden die kompatiblen Treiber am Windows-PC installiert. Es wird automatisch zwischen 32 und 64 bit Systemen unterschieden. Die Treiber-Installation muss man selbst durchklicken. Sobald diese beendet wurde, kann man beide Fenster schließen (Abbildung 1).

Abbildung 1: ADB-Treiberinstallation

Die Datei „3_INSTALL_vendor_id.bat“ trägt die nötige Geräte-ID für den ADB-Zugriff im Betriebssystem ein (Abbildung 2). Ohne diese ID funktioniert die ADB-Verbindung trotz korrekter Treiberinstallation nicht.

Abbildung 2: Vendor-ID wird eingetragen

Bevor man mit den Änderungen am Gerät startet, kontrolliert man, ob Firmware 12.1.0 am Tolino Shine 3 installiert ist. Ist das der Fall, steckt man den eingeschalteten Shine 3 via USB-Kabel am PC an. Der Akku sollte für die weiteren Schritte am besten (fast) vollständig geladen sein.

Während der eReader weiterhin am USB-Kabel steckt, schaltet man diesen vollständig ab. Dazu hält man den Einschaltknopf gedrückt und wählt im Popup-Fenster „Ausschalten“.

Der nächste Schritt erfordert eine schnelle Reaktion, sofern man nicht schon in der Vergangenheit einen anderen Tolino eBook Reader gerootet hat. Denn jetzt muss man die ADB-Treiber mit dem Gerät verknüpfen. Das Problem dabei ist, dass der Fastboot-Modus des Shine 3 nur wenige Sekunden aktiv ist, bevor der eReader automatisch neu startet.

Man öffnet den Geräte-Manager von Windows.

Jetzt drückt man am Tolino Shine 3 den Power-Knopf und hält diesen gedrückt. Die LED hinter dem Knopf leuchtet dabei durchgehend. Gleichzeitig behält man den Geräte-Manager am PC im Auge. Es dauert ca. 30 Sekunden bis der eReader den Fastboot-Modus aktiviert und dann nach einem kurzen Moment neu startet. Wenn das der Fall ist, taucht in der Liste unter „Andere Geräte“ ein neuer Punkt auf. Dieser kann entweder „tolino (?)“ oder „i.mx6sl NTX Smart Device“ heißen.

Man klickt mit der rechten Maustaste auf das neue Gerät und wählt „Eigenschaften“ und folgt den Schritten in der nachfolgenden Bildstrecke.

Wenn man nicht schnell genug geklickt hat, wiederholt man Punkt 6 so lange bis man die Geräteeinstellungen aufgerufen hat. Die nachfolgend gezeigten Schritte klappen auch, wenn das eigentliche ADB-Device nicht mehr verbunden ist.

Nun hat man zwei Möglichkeiten: Entweder man startet das präparierte Boot-Image und erlangt so temporären Root-Zugriff via ADB, oder man flasht das Image permanent. Für die meisten Anwendungsfälle dürfte der einmalige Start völlig ausreichend sein. Man wählt also eine der beiden Methoden:

  • Zum Hochfahren ohne permanenten ADB-Zugriff startet man die Datei 4a_BOOT_bootimg.bat, ODER
  • Zum Flashen mit permanenten ADB-Root-Zugriff startet man die Datei 4b_FLASH_bootimg.bat

Den Tolino Shine 3 schaltet man jetzt wieder aus (siehe Punkt 4). Wenn das Gerät vollständig heruntergefahren ist, startet man abermals Fastboot. Dafür hält man die Powertaste wie in Punkt 6 beschrieben für ca. 30 Sekunden gedrückt. Im blauen Fenster (Punkt 7) wird das Boot-Image dann erfolgreich gestartet oder geflasht.

Hat alles geklappt, landet man nun in der Tolino Bedienoberfläche und startet die Datei „5_TEST_adb.bat“. Diese sollte nun anzeigen, dass ein ADB-Gerät gefunden wurde. Ist das nicht der Fall und das blaue Fenster in Schritt 8 hat keine Erfolgsmeldung gezeigt, dann hat die Treiber-Installation vermutlich nicht geklappt. (Punkte 1-6)

Jetzt startet man die Datei „6_INSTALL_apps.bat“ mit der man schließlich Zugriff auf die Android-Bedienoberfläche bekommt. Es laufen einige App-Installationen durch, danach startet der Tolino Shine 3 neu.

Shine 3 Bildaktualisierung

Jetzt kommen wir zum lustigen Teil. Nachdem der Shine 3 wieder hochgefahren ist, wird man mit der Auswahl des Launchers begrüßt. Hier wählt man den „Smart Launcher“ und landet im Android UI.

Damit die Bildschirmaktualisierung, wie im oben gezeigten Video klappt, sind nur noch wenige Schritte nötig. Man wechselt in den App-Drawer und startet die App „TestEink“.

Hier nimmt man folgende Einstellungen vor:

  1. Choose a waveform-mode: GLR16
  2. Choose a update-mode: FULL
  3. Choose a wait-mode: NOWAIT
  4. Choose a monochrome-mode: NOMONOCHROME
  5. Choose a hardware dither-mode: DITHER_COLOR_Y4
  6. Choose a software dither-mode: Android_ARGB8888
  7. „Go to testing“ antippen und zumindest ein weiteres Mal auf den Bildschirm tippen, damit dieser flackert.
  8. Mit einem Wischen vom unteren Bildschirmrand die Testumgebung verlassen.

Man kann selbstverständlich auch andere Einstellungen testen. Für mich haben diese Modi aber das beste Ergebnis gebracht, mit dem man quasi jede Android-App ohne Ghosting ausführen kann.

Der Tolino Shine 3 kann nun mit eigenen Apps genutzt werden, erlaubt Root-Zugriff per ADB (wenn man das Boot-Image geflasht hat). Empfehlenswert ist das einmalige Ausführen der App OneToucher und das Hinzufügen der Tolino- und Smart Launcher Verknüpfungen, damit man schnell zwischen den Bedienoberflächen hin- und herschalten kann (siehe unten).

Skoobe-App am Tolino Shine 3

Weitere Schritte

Zum Abschluss noch eine kurze Erklärung zur erstmaligen Android-Nutzung am Shine. Das oben gezeigte Video demonstriert einige Schritte und Möglichkeiten bereits:

  1. Als Standard-Homescreen wählt man den Smart Launcher (oder einen anderen Launcher, den man selbst installiert).
  2. Jetzt startet man „OneToucher“. Das Programm bietet ein frei fliegendes Menü, sodass man zwischen Applikationen hin- und herwechseln kann. Die Position des Symbols kann man einfach mit dem Finger verschieben. Das ist nötig, da der Tolino Shine 3 keine Tasten besitzt.
  3. Die TestEink-App legt man sich am besten zum Schnellzugriff in die Applikationsliste. So kann man schneller zwischen den E-Ink-Modi umschalten. Wenn sich der eReader länger im Standby befindet, muss man die Modi neu einstellen.
  4. Wenn man den E-Ink-Modus wie oben beschrieben eingestellt hat, erlaubt die Nook Clear Screen App eine vollständige Aktualisierung des Bildschirms.
  5. Um eBooks oder andere Dateien auf den Tolino Shine 3 zu kopieren, sollte die Tolino-App im Vordergrund laufen, wenn man das Gerät mit dem PC verbindet. Andernfalls klappt die Erkennung des Massenspeichers am PC nicht zuverlässig.
  6. Weitere Apps lassen sich per Sideloading einspielen.
  7. Um im Android-System zurück zu gehen, wischt man einfach vom unteren Bildschirmrand nach oben. Ganz gleich wie dies in der Tolino-Oberfläche klappt, um zum Startbildschirm zu kommen.
  8. Möchte man systemseitige Änderungen vornehmen, muss man dies über die ADB-Root-Verbindung mit Hilfe des PCs manuell erledigen.
  9. Die passende Skoobe-App ohne Blätteranimation kann man direkt bei Skoobe herunterladen.

So, das war’s. Der Tolino Shine 3 kann nun als hochwertiges Android E-Ink Tablet genutzt werden. Dank der Möglichkeit den E-Ink Modus anzupassen, erweist sich das Lesegerät als mitunter bester Android eReader. Viel Spaß!

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Noch bevor Kindle und Tolino in Deutschland an den Start gegangen sind, hat Chalid seinen ersten eBook Reader im Jahr 2007, aus Begeisterung an der Technik, aus den USA importiert. Als Mitbegründer und Chef-Redakteur hat er seit der Gründung von ALLESebook.de, im Jahr 2010, inzwischen über 100 eReader zahlreicher Hersteller getestet. Mehr erfahren
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